oder meinetwegen auch mich schauderte, das ist Geschmackssache. Man liest diesen Ausdruck jedenfalls oft in Büchern oder hört ihn modernerweise in Audiobooks. Nur wann schaudert es einem denn heutzutage noch? Ich meine jetzt nicht bei der Krimilektüre oder beim Betrachten eines gepflegten Horrorfilms. Nein, ich meine unser aller Alltag. In einer überregulierten Welt, in der alle Fragen geklärt zu sein scheinen, bleibt für das Schaudern einfach kein Platz mehr. Mir geht es zumindest so. Ok, man erschrickt mal richtig, wenn man z.B. unerwartet von der Seite angesprochen wird. Man hat Angst oder Beklemmung vor Prüfungen, Krankheiten etc. Aber schaudern? Nach Bertelsmann bedeutet schaudern soviel wie: "von Entsetzen oder Grauen erfasst werden". Es klingt vielleicht komisch, aber genau das wollte ich schon seit längerem mal wieder. Einfach nur so. Im London Dungeon hatte ich dieses Gefühl zu keiner Sekunde; aber selbst wenn wäre es nicht wirklich echt gewesen - Geisterbahnen zählen nämlich nicht! Lange Rede, kurzer Sinn: heute schauderte mir! Zwar nur für den Bruchteil einer Sekunde aber es war eindeutig ein Schaudern. In der Fußgängerzone kreuzte mein Blick den eines vielleicht 19-jährigen Mädchens. Sie war komplett schwarz im Gothikstyle gekleidet. Das allein ist jetzt noch nichts besonderes, gerade im Leipzig. Sie hatte jedoch ein sehr schmales, absolut leichenblasses aber dennoch ungeschminkt wirkendes Gesicht mit tiefen Augenhöhlen und stark ausgeprägten Wangenknochen. In dem Moment, als ihr dazu noch absolut leerer Blick den meinen kreuzte, lief es mir doch tatsächlich ganz kurz kalt den Rücken runter. Ein unangenehmes Gefühl aber juhu - mir schauderte.

       Von woody_b am 02.06.05 um 19:31h| 1 Kommentar |comment|