Am Rande der Zweitligapartie Erzgebirge Aue - Energie Cottbus wurde Energie-Trainer Petrik Sander kurz vor Schluss von einem Feuerwerkskörper getroffen und offenbar auch verletzt.. Im DSF wurde der Vorfall auch im Hinblick auf die Randale letzte Woche in Slowenien zum Anlass genommen, von einer ernsthaften Sicherheitskrise im deutschen Fußball zu sprechen. Es bedurfte also einer näherrückenden WM, bis sich eine über die Lokalpresse hinausgehende Öffentlichkeit endlich ernsthaft für die unter dem Deckmantel der Fankultur zelebrierten Auswüchse im ostdeutschen Fußball interessiert. Oft wird von "einigen wenigen Idioten" gesprochen und das Problem damit heruntergespielt. Zwar sind die Randalierer klar in der Minderheit, die Intensität der Ausschreitungen indes hat deutlich zugenommen. Die Zeiten, in denen sich Hooligans der verschiedenen Lager außerhalb der Stadien und "im fairen Kampf Mann gegen Mann" (wie mir das einmal von einem Hool beschrieben wurde) nur untereinander geschlagen haben, sind längst vorbei. Nach Celje hieß es von offizieller Seite, so etwas könne in Deutschland nicht passieren, die slowenische Polizei sei mit der Gewaltbereitschaft der deutschen Hools überfordert gewesen. Das stimmt insoweit, dass man sich hinsichtlich der WM keine Sorgen machen muss. Dann wird es in den Spielorten vor Sicherheitskräften nur so wimmeln, man will sich vor der Weltöffentlichkeit schließlich nicht blamieren. Ganz anders sieht es aber im ostdeutschen, unterklassigen Fußballalltag aus. Es vergeht keine Woche, in der nicht irgendwo im, am und auch noch weit vom Stadion entfernt demoliert wird. Geschäfte werden geplündert, Unbeteiligte angegriffen, Bomben gelegt. Selbst vor den Spielern wird nicht Halt gemacht. Die Polizei sieht mangels ausreichender Einsatzkräfte oft tatenlos zu oder greift erst viel zu spät ein. Selbst dann bleibt es beim Feststellen der Identitäten, die Täter werden nach kurzer Zeit wieder auf freien Fuß gesetzt und später oft mangels Nachweisbarkeit der Täterschaft auch nicht verurteilt. Die Vereine verhängen zwar umfangreiche Stadienverbote, was das im Endeffekt nützt hat man heute Abend in Aue wieder gesehen: Die Rakete wurde allen Anschein nach außerhalb des Stadions abgefeuert.
Kurzfristig scheint dem Ganzen tatsächlich nur punktuell mit verstärkten Polizeieinsätzen bei kritischen Spielen zu begegnen zu sein. Perspektivisch muss jedoch dem gesellschaftlichen Problem der wachsenden Gewaltbereitschaft in bestimmten Bevölkerungsschichten auf den Grund gegangen werden. Arbeits- und Perspektivlosigkeit, dadurch bedingte Ablehnung des Systems und gesellschaftlicher Normen, Verrohung durch mediale Verdummung uswusf. Die Politik muss sich endlich ernsthaft damit auseinandersetzen. Es sind eben mehr als "einige Wenige" - nicht nur in Fußballstadien.
btw: Aue-Cottbus im letzten Jahr.